Das Goethe-Institut macht Lust aufs Lesen

Eine kürzlich veröffentlichte Studie deckte schwere Defizite in der Lesekompetenz der Chilenen auf. Die Bibliothek des Goethe-Institutes in Santiago stellt sich mit dem Projekt «Leser des Monats» der Aufgabe der Leseförderung.

Weißer Rauch steigt aus dem Schornstein des Goethe-Instituts in Santiago de Chile. Der «Leser des Monats» wurde gewählt.

Nun gut, das war ein klein wenig geflunkert. Doch abgesehen vom weißen Rauch entspricht die Meldung der Wahrheit. Denn tatsächlich will das Goethe-Institut ab 2014 jede vier Wochen den aktivsten Nutzer der Bibliothek zum «Leser des Monats» ernennen. Die Aktion soll einen Beitrag zur Stärkung der Lesefähigkeit der chilenischen Bevölkerung leisten.

Anstoßpunkt der Initiative war eine vom Zentrum für Mikrodaten der Universidad de Chile veröffentlichte Studie über die Lesekompetenz der Chilenen. Der Studie zur Folge sind mehr als 44 Prozent der Chilenen sogenannte funktionale Analphabeten. Ihnen fällt es schwer, Grafiken, Zahlen und selbst kürzerer Texte zu erfassen, zu verstehen, die Informationen eigenständig wiederzugeben und sich zu Nutzen machen. Mit den Ergebnissen der Studie bildet Chile beinahe das Schlusslicht der OECD-Länder im Bereich der Lesekompetenz.

Die Bibliothek des Goethe-Institutes Santiago stellt sich mit dem Projekt «Leser des Monats» der komplexen und oft nicht einfachen Aufgabe der Leseförderung. Mit rund 8.000 Medieneinheiten schafft die Bibliothek zunächst eine der Grundvoraussetzungen für eine Verbesserung der Lesefähigkeit: den Zugang zu Literatur. Mit der Wahl des «Lesers des Monats» soll nun die Verbesserung der Lese-Routine in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt werden. Denn die Formel zu besserem Lesefluss und Textverständnis ist schließlich: Lesen + Lesen + Lesen.

Neben dem bildungsorientierten Ziel und der Sensibilisierung für das Problem der mangelnden Lesefähigkeit der Chilenen will das Projekt jedoch vor Allem Eines: Spass am Lesen vermitteln. Denn Lesen ist nicht nur eine wichtige Voraussetzung für den schulischen und beruflichen Werdegang, sondern an erster Stelle Freude, Abenteuer, das Kennenlernen anderer Welten und Kulturen. Anreiz und Motivation für die zukünftigen «Leser des Monats» sind daher monatliche Gewinne in Form von spannenden Büchern in deutscher Sprache.

 

Von Friederike Oertel